Artgerechte Rinderhaltung

Rinder verwandeln Gras in Milch und Fleisch. Um die besten Lebensmittel zu erhalten, sollten die Tiere unter Bedingungen leben, die ihren natürlichen Bedürfnissen gerecht werden. Welche Haltungsformen gibt es und worauf können Konsumentinnen und Konsumenten achten? Wir geben einen Überblick.

Haltungsformen für Rinder: Wie sieht ein tiergerechtes Leben aus?

Kühe laufen und grasen viele Stunden am Tag. Mindestens zehn Stunden täglich legen sie sich hin und käuen wieder. Wie alle Wiederkäuer fressen sie Gras und Heu. Artgerecht gehalten, gehören die Tiere deshalb so oft wie möglich auf die Weide.

«Sobald das Gras zu wachsen beginnt, haben meine Kühe nichts mehr im Stall verloren.» Daniel Maag, Knospe-Bauer

Kühe und Rinder sind Herdentiere. Sie erkennen Artgenossinnen am Muhen, haben Gefährtinnen, mit denen sie besonders gern zusammen sind und sind ausgesprochen soziale Tiere. Rinder einzeln zu halten, ist daher absolut tabu.

Bei der Haltung von Rindern unterscheidet man verschiedene Formen, etwa die Haltung im Laufstall und die Anbindehaltung.

Kühe mit Hörnern stehen auf der Weide

Ja. Alle Kühe sind Rinder, aber nicht alle Rinder sind Kühe.

Als Rinder bezeichnet man alle Tiere der gleichen Gattung und meint Kälber, Jungrinder oder Färsen, Ochsen und Stiere. Kühe sind die weiblichen Tiere, die schon mindestens ein Kalb geboren haben. Sie werden für die Milchproduktion gezüchtet oder ziehen Kälber in Mutterkuhhaltung auf.

Sechs Fakten über Rinder

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Der Anbindestall spart Platz

Im Anbindestall sind die Kühe über längere Zeiträume angebunden an ihrem Platz. Hier liegen, stehen und fressen sie. Die Schweizerische Tierschutzverordnung legt Minimalanforderungen fest, die für alle gelten: Nach diesen dürfen Rinder auch in Anbindehaltung nicht länger als zwei Wochen am Stück am Platz stehen. Während der Vegetationszeit von Mai bis Oktober müssen die Rinder an mindestens 60 Tagen Auslauf bekommen. Zwischen November und April fallen mindestens 30 Bewegungstage an.

Bei Bio Suisse gilt für Anbindeställe zum einen die RAUS-Verordnung: Mit dem Programm für regelmässigen Auslauf im Freien kommen Rinder so auf mindestens 234 Bewegungstage im Jahr.

Zusätzlich fordert Bio Suisse, dass Rinder mindestens einen Viertel ihres Tagesbedarfs auf der Weide mit Gras decken müssen. Das bedeutet: Die Rinder dürfen nicht nur ins Freie, sondern sie müssen auf eine Weide, die diesen Namen verdient – mit saftigen Gräsern.

Die Hinterteile von Rindern in Anbindehaltung sind zu sehen.

Wie viele Kühe leben in Anbindehaltung?

Die Praxis der Anbindehaltung ist rückläufig. Wie viele Rinder heutzutage noch auf diese Weise gehalten werden, zeigt ein Blick auf die Zahlen: So lebten 1993 noch 95 Prozent aller Kühe in der Schweiz in Anbindehaltung. 2022 waren es von 1,5 Millionen Kühen noch ungefähr 42 Prozent.

Anbindeställe haben einige Vorteile. Zum einen sind sie platzsparender als Laufställe. In Bergregionen mit schmalen Tälern haben Anbindeställe auch da Platz, wo es für Laufställe zu eng wäre. Anbindeställe waren einst der Standard – sie umzubauen ist nicht immer möglich und zudem kostspielig. Gerade für kleine Höfe und für Stufenbetriebe mit Stall im Tal, Maiensäss und Alp wären Laufstelle zu teuer – zumal die Tiere oft nur für eine begrenzte Zeit dort stehen.

Ausserdem lässt sich die Fütterung besser steuern, die tierärztliche Versorgung ist einfacher und die Beziehung zwischen Landwirt und Rind ist intensiver.

Die Anbindehaltung hat jedoch auch Nachteile: Kühe sind gesellige Tiere. Anbindeställe schränken ihr Sozialverhalten und ihre Bewegung ein. Normalerweise schreiten Kühe stundenlang über die Weide, um zu fressen. Auch die Körperpflege ist im Anbindestall nur eingeschränkt möglich.

Aus diesen Gründen fördert der Bund die Umstellung auf Laufställe.

Nach den Richtlinien von Bio Suisse sind elektrische Kuhtrainer verboten.

Laut Schweizer Tierschutzgesetz ist es nicht erlaubt, neue elektrische Kuhtrainer in einem Stall einzubauen. Bereits vorhandene Vorrichtungen dürfen auf konventionell geführten Betrieben aber weiter gebraucht werden. Kuhtrainer werden in der Anbindehaltung eingesetzt, damit Kühe ihre Standfläche nicht verschmutzen. Sie funktionieren folgendermassen: Wenn Rinder ihre Nahrung wieder ausscheiden, machen sie einen Buckel. Der elektrische Kuhtrainer versetzt ihnen dann einen Schlag. Das Rind lernt, dass es einen Schritt nach hinten treten muss, um sich zu erleichtern. So fallen Kot und Harn direkt in den Schwemm- oder Mistkanal hinter der Stallfläche und der Standplatz selbst bleibt sauber.

Es gibt Alternativen, die ohne Strom auskommen, etwa Bügel und Rohre über dem Nacken der Kühe.

Eine Gruppe von Kälbern liegt und steht im Laufstall beieinander.

Bewegung im Laufstall

Der Laufstall bietet Rindern mehr Freiheiten. Sie können sich innerhalb des Stalls bewegen, sich hinlegen, aufstehen und fressen, wann sie möchten. Zudem haben sie meist Zugang zu einem Aussenbereich und suchen sich selbst aus, wie sie ihre sozialen Kontakte zu den Artgenossinnen gestalten.

Den einen gehen sie aus dem Weg, die anderen belecken sie oder sie liegen zum Wiederkäuen beieinander. Auch bei der Körperpflege sind die Rinder freier – sie können sich von Bürsten scheuern lassen oder sich an Wänden kratzen. Lahmt ein Tier, wird das schneller erkannt als bei Tieren, die mehrheitlich am Platz stehen.

Rangkämpfe können Stress auslösen

Diese Form der Haltung entspricht den natürlichen Bedürfnissen der Tiere besser als andere Modelle. Doch auch der Laufstall hat Nachteile: So ist er für Bäuerinnen und Bauern mit hohen Kosten und mehr Aufwand verbunden. Um Laufställe zu bauen, braucht es ausreichend Platz und mehr finanzielle Mittel.

Die Landwirte müssen ihre Tiere sehr genau beobachten, um Krankheiten oder Wunden zu entdecken und um Stress unter den Kühen zu vermeiden. Rangkämpfe unter den Tieren können für rangniedere Tiere belastend sein. Auch Auseinandersetzungen zwischen den Rindern sind hier eher möglich.

Laufställe müssen deswegen ausreichend gross sein. Zudem brauchen die Bäuerinnen und Bauern ein gutes Gespür für die Rinder und müssen viel über ihr Verhalten wissen.

Sowohl Laufstall als auch Anbindestall eignen sich für die Produktion von Fleisch und Milch. Sie werden meist mit anderen Haltungsformen kombiniert.

Die artgerechte Haltung von Kühen und Rindern nach Bio Suisse auf einen Blick

  • Tiere auf Knospe-Höfen haben regelmässigen Auslauf gemäss den Bestimmungen der RAUS-Verordnung. Das heisst, dass sie während der Vegetationszeit monatlich mindestens 26 Tage Auslauf auf der Weide haben. Im Winter sind es mindestens 13 Tage im Laufhof. Pro Jahr kommen Bio Suisse Rinder auf mindestens 234 Bewegungstage im Jahr.
  • Bei einer artgerechten Ernährung bekommen Kühe und Rinder besonders viel Raufutter. Der Grasanteil beträgt mindestens 75 Prozent im Tal beziehungsweise 85 Prozent im Berggebiet. Maximal 5 Prozent Kraftfutter sind erlaubt. Zum Vergleich: Bei EU-Bio beträgt der Mindest-Raufutteranteil 60 Prozent.
  • Vollspaltenböden und vollperforierte Böden im Stall sind verboten.
  • Elektrische Kuhtrainer sind verboten, d.h. Bio-Kühe erhalten keinen Stromschlag, wenn sie nicht an der dafür vorgesehenen Stelle pinkeln oder koten.
  • Keine unnötigen Eingriffe am Tier. Vorbeugende Antibiotikabehandlung ist beispielsweise verboten.
Zwei Rinder strecken ihre Köpfe zueinander.

Weidehaltung – der Idealfall für Schweizer Rinder

Rinder sind Weidetiere. Die meisten Rinder in der Schweiz leben in einer Kombination aus Stallhaltung und Weidehaltung: Von Frühling bis Herbst leben sie auf der Weide, beispielsweise auf Alpen. Nach dem Alpabzug ziehen sie in Ställe im Tal um.

Die Weidehaltung ist besonders artgerecht, weil die Rinder nach Belieben grasen können. Dabei bewegen sie sich bis zu 13 Kilometer am Tag und nehmen unterschiedliche frische Pflanzen und Kräuter zu sich. Auch das Sozialverhalten ist hier natürlicher. So kommen Auseinandersetzungen auf der Weide seltener vor als bei beengten Platzverhältnissen, weil die Tiere einander aus dem Weg gehen können.

Starkes Immunsystem

Sind Rinder bei Wind und Wetter draussen, tut das auch ihrem Immunsystem gut. Die Kuhfladen wiederum sind wertvoll als Dünger für die Weide und als Nahrungsquelle für Insekten. Zudem sorgen Rinder dafür, dass Weiden nicht zuwuchern und verganden. Damit erhalten die Weiderinder wertvolle Lebensräume für Insekten und Vögel – und Kulturlandschaften für den Menschen.

Aus all diesen Gründen spielt die Weide die Hauptrolle in der Bio-Rinderhaltung. Neben dem Wohl der Tiere hat die Weidehaltung auch Vorteile für die Qualität der Produkte, die daraus gewonnen werden.

Rinder sind Wiederkäuer mit drei Vormägen und einem Labmagen. Sie können auch schwer verdauliche Nahrungsbestandteile wie Zellulose verwerten und in hochwertige Eiweisse umwandeln. Nur Wiederkäuer können Gras verdauen – Menschen können nichts damit anfangen. Sie verwandeln Gras in Milch und Fleisch. Das Futter von Rindern ernährt die Bakterien im Pansen. Diese wiederum produzieren die Nährstoffe fürs Tier.

Als Kraftfutter gelten leicht verdauliche Futtermittel, die viel Energie oder Eiweiss enthalten. Dazu gehören beispielsweise Soja, Raps, Weizen, Hafer und Maiskörner. Das Problem: Werden diese Kulturen für Tiere angebaut, steht die Ackerfläche nicht für andere Kulturen zur Verfügung. Damit konkurrenziert Kraftfutter die menschliche Ernährung unmittelbar. Zusätzlich zum Kraftfutter, das im Inland produziert wird, muss viel Kraftfutter importiert werden. Das belastet die Umwelt.

Theoretisch ja – sie sind ursprünglich Steppentiere. Das Draussensein bekommt ihrem Immunsystem sogar sehr gut und die unterschiedlichen Klimareize fordern ihre Anpassungsfähigkeit heraus. Fürs Wohlbefinden der Tiere ist es aber wichtig, dass sie auf Weiden ausreichenden Witterungsschutz haben, so dass sie bei Hitze unter Bäumen Schatten finden. Zudem braucht ein Rind bis zu 120 Liter Wasser am Tag – wenn es heiss ist, auch mehr. Kälte macht Kühen weniger aus.

Eine Hand giesst Milch in ein Glas.

Omega-3-Fettsäuren dank Weidegras

Gras ist nicht nur das natürlichste Futter für Rinder, sondern für Landwirte auch das günstigste. Gleichzeitig verbessert ein grosser Anteil an frischem Gras und Kräutern die Milchqualität: Weidemilch enthält mehr Omega-3-Fettsäuren, je weniger Kraftfutter zugefüttert wird. Diese ungesättigten Fettsäuren wirken sich positiv aufs Herz-Kreislauf-System aus. In Tests wurde nachgewiesen, dass Bio-Milch dank des hohen Anteils an Gräsern mehr Omega-3-Fettsäuren enthält als konventionell produzierte Milch.

Und was fressen Schweizer Kühe sonst noch?

Ein Bauer schiebt seinen Kühen Heu zum Fressen hin.

Viel Gras, wenig Kraftfutter

Neben Gras von der Weide fressen Schweizer Milchkühe vor allem Raufutter. Als Raufutter bezeichnet man Futtermittel wie Heu, Silage oder Stroh. Im Sommer auf der Weide verspeist eine Milchkuh 70 bis 140 Kilogramm Gras pro Tag. Im Winter frisst sie zwischen 15 und 20 Kilogramm Heu.

Dazu kommt ein Teil Kraftfutter, etwa Futterweizen oder Soja.

In der Schweiz besteht das Futter in der konventionellen Landwirtschaft im Schnitt zu 80 Prozent aus Raufutter und zu 20 Prozent aus Kraftfutter. Im benachbarten Ausland ist die Menge an Kraftfutter deutlich höher. Selbst EU-Bio-Rinder dürfen bis zu 40 Prozent Kraftfutter fressen.

Bio Suisse zertifizierte Betriebe setzen nur maximal fünf Prozent Kraftfutter ein. Gras in allen Formen macht also den höchsten Anteil an der Bio-Rindernahrung aus.

Dafür gibt es gute Gründe: Zum einen entspricht Kraftfutter nicht den natürlichen Bedürfnissen von Rindern. Ihre Verdauung ist auf Gras ausgelegt, nicht auf Getreide oder Körner. Zum anderen konkurrenziert Kraftfutter die menschliche Ernährung: Wo Soja oder Weizen für Rinder angebaut werden, könnte auch Nahrung für Menschen wachsen. Diese Nahrungskonkurrenz will die Bio-Produktion vermeiden.

Kraftfutter wird in der konventionellen Milchviehhaltung auch gezielt eingesetzt, um die Milchproduktion kurzfristig zu steigern. Doch in der Biohaltung geht es nicht um Höchstleistungen, sondern darum, mit gesunden Tieren die optimale Milchleistung aus dem Grundfutter herauszuholen.

Ein Kälbchen trinkt am Euter seiner Mutter.

Keine Milch ohne Kalb

Von den 1,5 Millionen Kühen in der Schweiz sind etwa 560'000 Milchkühe. Zusammen produzieren sie jährlich 4 Milliarden Kilogramm Milch.

Erst durch das Kalben wird die Milchbildung im Euter der Kuh angeregt. Deswegen werden Milchkühe regelmässig besamt, damit sie Kälbchen gebären und Milch liefern.

Die Geburt von Kälbern ist jedoch nicht nur der Startpunkt für die Milchproduktion, sondern beeinflusst auch die Menge und Qualität der Milch. Faktoren wie das Futter, die Haltung und die Pflege der Kuh spielen dabei eine entscheidende Rolle.

25 Liter Milch von der Weidekuh

Hochleistungsfähige Milchkühe in konventioneller Haltung mit hohen Mengen Kraftfutter kommen auf 35 bis 60 Liter täglich. Kühe, die auf der Weide artgerecht fressen, liefern dagegen nur bis zu 25 Liter Milch. Bio-Bäuerinnen und -Bauern nehmen die geringere Milchleistung zugunsten des höheren Tierwohls in Kauf.

Die Weide bietet nicht nur Milchkühen eine gute Futterquelle, sondern eignet sich auch für die Mast.

Milchkühe müssen mindestens zweimal täglich gemolken werden. In einigen Laufställen übernimmt ein Melkroboter diese Aufgabe. So können die Kühe entscheiden, wann und wie häufig sie gemolken werden wollen.

Bio-Weiderinder – gut genährt

Bei der Weidemast werden die Tiere bis zu ihrem Schlachtgewicht auf der Weide aufgezogen. Die abgetränkten Kälber sind während der Vegetationszeit gemeinsam auf der Weide. Diese Art der Haltung bietet einige Vorteile: Zum einen liefert sie hochwertiges Fleisch aus dem Inland in Bio-Qualität. Während der Weidezeit von Frühling bis Herbst sind die Tiere täglich auf der Weide. Und auch im Stall müssen sie sich ständig frei bewegen können. So werden die Tiere aufgezogen, bis sie mit spätestens 27 Monaten ihr Schlachtgewicht erreichen.

In der Weiderindhaltung werden auch Kälber aufgezogen, die in der Milchproduktion nicht gehalten werden können: So gelangen Kälber aus der Milchproduktion in die Fleischproduktion. Die Weiderindhaltung verbindet beide Produktionszweige miteinander und schliesst den Kreislauf.

Eine weitere Form der Rinderhaltung ist die weit verbreitete Mutterkuhhaltung.

Eine Mutterkuh leckt ihr Kälbchen.

Mutterkuhhaltung zur Fleischproduktion

Bei der Mutterkuhhaltung sind Kuh und Kalb bis zu zehn Monate zusammen. In dieser Zeit trinkt das Kalb nach Belieben bei der Mutter und frisst Gras und Heu. Die Mütter werden in dieser Zeit nicht gemolken. Diese Art der Haltung, bei der die sozialen Bindungen stärker gewichtet werden, ist in der biologischen Landwirtschaft besonders weit verbreitet. Ein Grossteil des Bio Suisse Rindfleischs mit der Knospe stammt aus Mutterkuhhaltung.

Anforderungen an Boden und Auslauf

Ein wesentlicher Bestandteil der artgerechten Haltung ist die Gestaltung des Stalls und der Auslaufflächen. Für die Gesundheit von Kühen sind natürliche Böden wie Gras und Sand am besten. Diese Bedürfnisse gilt es in der Haltung zu berücksichtigen.

  • Rutschfester Boden: Harte oder rutschige Böden können zu Verletzungen führen. Weiche Liegeflächen und rutschfeste Laufgänge sind daher Pflicht. In der Regel haben Ställe Bodenbeläge aus Beton, Gussasphalt oder Gummi. Verschiedene Studien kommen zum Schluss, dass Gummimatten besonders förderlich für das Tierwohl sind. Betriebe, die nach den Richtlinien von Bio Suisse geführt werden, müssen die Liegeflächen einstreuen. Vollspaltenböden sind verboten.
  • Regelmässiger Auslauf: Rinder sind Bewegungs- und Herdentiere. Zugang zu Weiden oder Laufhöfen fördert ihr Wohlbefinden, reduziert Stress und stärkt ihre Gesundheit. Bio Suisse schreibt beispielsweise vor, dass Rinder nicht nur regelmässig Zugang zum Laufhof, sondern zu Weiden haben müssen. Das ist ein Standard, der über herkömmliche Anforderungen hinausgeht.

Auf Höfen mit der Bio Suisse Knospe erhalten die Kälber Heu. Das schmeckt den Tieren, färbt ihr Fleisch aber rot und erhöht die Produktionskosten von Bio-Kalbfleisch.

Kalbfleisch wird dagegen rosa, wenn die Nahrung des Kalbes zu wenig Eisen enthält. Das ist nur zu erreichen, wenn die Jungtiere ausschliesslich Milch und Stroh erhalten und kein Raufutter wie Heu bekommen. Eine solche Fütterung ist allerdings nicht artgerecht und ist vom Schweizer Tierschutzgesetz verboten. Aufgrund des Eisenmangels bilden die Kälber zu wenig rote Blutkörperchen. Diese sind aber wichtig für die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff.

Bio Suisse begrüsst die Haltung behornter Kühe. Die Hörner sind wichtig für das Sozialverhalten, die Rangordnung und die Körperpflege. Gleichzeitig lassen auch im Biolandbau viele Bäuerinnen und Bauern ihre Kälber enthornen, um Verletzungen unter den Tieren und an den betreuenden Menschen zu vermeiden. Für behornte Tiere sind grössere Ställe notwendig, die aus finanziellen oder räumlichen Gründen nicht auf jedem Betrieb umsetzbar sind.

In der Frage «mit oder ohne» vertreten die Bäuerinnen und Bauern von Höfen mit der Bio Suisse Knospe unterschiedliche Auffassungen. In einem basisdemokratischen Verband wie Bio Suisse wäre es nur mit einer Mehrheit möglich, in dieser kontroversen Sachfrage Verbote einzuführen. In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FiBL ist Bio Suisse aber bestrebt, den Anteil an behornten Kuhherden auf den Bio Suisse Knospe-Betrieben zu erhöhen.

Dass das Enthornen Einfluss auf die Milchqualität hat, ist mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht nachgewiesen. Für Geschmack oder Inhaltstoffe sind vielmehr die Haltung, Fütterung und Verarbeitungsverfahren ausschlaggebend. Diesbezüglich gelten bei der Bio Suisse Knospe sehr strenge Vorschriften. So erhalten Bio-Kühe beispielsweise sehr wenig bis kein Kraftfutter und die Hochpasteurisierung von Milch bei der Knospe tabu.

Hier finden Sie die Stellungnahme von Bio Suisse 

Es gibt einige Bio-Betriebe, die ihre Jungtiere bei der Mutter lassen und die Mutterkühe dennoch melken. Dieses Haltungssystem ist aber sehr anspruchsvoll für die Tierhalter und wird in Projekten untersucht. Verbreitet hingegen ist die Mutterkuhhaltung, bei der das Kalb bei der Mutter aufwächst. Dieses System dient aber ausschliesslich der Fleischproduktion.

Auf den meisten Milchviehbetrieben werden die Kälber häufig schon am ersten Tag von der Mutter getrennt. In diesem Punkt unterscheiden sich Bio-Betriebe und Nicht-Bio-Betriebe kaum. Das Kalb wird zusammen mit anderen Kälbern gehalten und bekommt Muttermilch über einen Nuckeleimer. Derweil wird die Kuh gemolken und so Milch als Nahrungsmittel gewonnen.

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