Wir kennen und lieben sie: Die feinen «Schweizer Bio-Beeri», und egal ob es die bekannten Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren oder Johannisbeeren sind: Bei Räss Wildbeeren gedeihen sie genauso wie speziellere Beerensorten. Die sogenannten «Superfood-Beeren» reichen von Goji über Sanddorn bis hin zu Aronia. Simon Räss hat gemeinsam mit seinem Bruder ein Bio-Beerenparadies auf 36 Hektaren erschaffen. Nebst den klassischen Beerensorten und den gesunden Superfoods kultivieren sie auch innovative Nischenkulturen wie Mai- oder Stachelbeeren, Felsenbirnen, Sanddorn und Goji.
Sie stehen hoch im Kurs, die sogenannten «Superfoods». Goji- und Aroniabeeren gehören dazu, sind sie besonders reich an natürlichen Antioxidantien, wertvollen Vitaminen und Vitalstoffen. Die kleinen, natürlichen Kraftpakete reifen auch hierzulande unter der Sonne des Zürcher Weinlands. Spannende Einblicke in die Bio-Beerenproduktion gibt’s bei Wildbeeren Räss.
Ein beerenstarkes Team
Jung sind sie, motiviert und innovativ. Die Brüder Räss ergänzen sich gut: Der 34-jährige Simon ist Agronom und bringt durch seinen MBA-Business-Abschluss wirtschaftliches Know-How mit. Er kümmert sich um Kulturführung sowie Pflanzenschutz und hat genau im Blick, was die vielfältigen Beeren brauchen, wann gemulcht, gehackt oder geerntet werden muss. Sein jüngerer Bruder Christoph deckt durch das Maschinenbaustudium die mechanische Seite ab, verantwortet die Werkstatt und das Unkrautmanagement. Ein wichtiger Teil bei der Bio-Beerenproduktion, denn durch den biologischen Anbau können sie Unkraut nicht einfach durch Mittel bekämpfen, das Jäten von Hand wäre bei der grossen Fläche eine enorme Herausforderung.
Aus dem Wildbeeren-Duo ist inzwischen sogar ein Trio geworden: Christoph Räss Partnerin Michelle ist miteingestiegen und bringt die Vermarktung und den Hofladen mitsamt Hofverarbeitung weiter voran. Feine Köstlichkeiten wie Bio-Glaces, Sorbets oder Frozen Joghurts, Konfitüren und Sirup – das Sortiment wird laufend erweitert und optimiert, ihre Schwester tüftelt an neuen Rezepturen, gemeinsam im Team wird degustiert. Und von Michelle selbst stammt die Idee mit den Superfood-Beeren: «Als gelernte Drogistin kannte ich Superfoods, die Nachfrage nahm stetig zu. Wieso also nicht selbst anpflanzen?»
Einmal alles umgekrempelt
Gesagt, getan: Mit der Aronia-Beere fing alles an. Auf 10 Hektaren wurde Aronia angepflanzt. «Uns war klar, dass wir biologisch arbeiten wollen», so der Agronom. Und gerade wenn es um Superfoods geht, sind höchste Qualitätsansprüche und biologische Produktion Standard – dies gehört zum Gesundheitsaspekt der Beeren dazu. Die Eltern hatten einen konventionellen Milchviehbetrieb mit Ackerbau und Reben. «2015 haben wir mit der Bio-Beerenproduktion gestartet, Rebflächen durch pilzwiderstandsfähige Sorten ersetzt und die ersten Beeren angepflanzt.» Der Stall wurde umgebaut, heute befindet sich darin eine moderne Kantine für die fleissigen Erntehelfer und Pflückerinnen. Die Eltern begrüssten die Neuausrichtung und packen immer noch mit an, doch die Brüder Räss sind mit diversen Herausforderungen konfrontiert: Bio-Beeren sind anspruchsvoll und bei Nischenkulturen ist noch nicht viel Wissen in der Schweiz vorhanden. So viel kann Beerenfachmann Simon Räss aber verraten: «Ein gesunder Boden ist Voraussetzung für den erfolgreichen Beerenanbau.» Mittlerweile sind fünf arbeitsintensive Jahre voller Herzblut vergangen.
Die Aroniabeere
Kein Wunder, gilt die Aroniabeere als Superfood: «Sie braucht dreienhalb Monate bis zur Reifung, damit hat sie viel mehr Zeit als andere Beeren, um all die guten Inhaltsstoffe auszubilden und die Sonnenergie zu speichern», so der Beerenexperte Simon Räss. «Aronia ist sehr kompakt, eine geballtes kleines Kraftpaket, wenn man so will.» Ursprünglich stammt die Aroniabeere aus dem östlichen Nordamerika und diente den Uhreinwohnern pirmär als Wintervorrat. Der Aroniastrauch bildet Mitte Mai schöne weisse Blüten aus, die dunklen Beeren erinnern an Heidelbeeren. Aroniabeeren enthalten wertvolle Vitamine, Eisen, Jod und Antioxidantien, die das Immunsystem natürlich stärken.
Pionierarbeit im Beerensegment
«Für uns ist es ein volles Risiko und auch eine finanzielle Herausforderung, den Bio-Wildbeerenbetrieb in die Gänge zu bringen», erzählt Räss. Ohne Durchhaltevermögen und Risikobereitschaft wären sie nie so weit gekommen «Durch die Umstellung hatten wir anfangs kaum Einnahmen, die Investitionen gerade zu Beginn waren hoch», brauchte es beispielsweise zusätzliche Überdachungen für Kulturen wie Himbeeren und Bewässerung, wobei sie glücklicherweise Rheinwasser über eine wasserschonende Tröpfchenbewässerung beziehen können. Einige Kulturen seien noch nicht rentabel, so dass die Leaderbeeren, die bekannten Tafelbeeren, eine wichtige Einnahmequelle bilden und mit ins Sortiment aufgenommen wurden. «Mein Wunsch ist eine grosse Beerenvielfalt, auch pro Kultur möchte ich verschiedene Sorten anbieten und gerne auch seltene Beeren, aber sie müssen rentabel werden.» Simon Räss ist mit Pflanzenberatern in Kontakt und sucht den Austausch. Es gibt Versuchsparzellen, um Kulturen weiterzuentwickeln und neue Sorten auszuprobieren. «Eine möglichst robuste Sorte ist das Ziel, die geschmacksintensiv ist». Es sei zudem schwierig, an gutes Pflanzenmaterial zu kommen, Räss steht in Kontakt mit diversen Baumschulen, sein Netzwerk reicht mittlerweile von Holland bis Polen und weiter über biologische Forschungsinstitute. Sein erarbeitetes Wissen gibt der Beerenfachmann weiter, er ist Vorsitzender der Interessensgemeinschaft IG-Aronia und engagiert sich in der Fachgruppe Obst.
Räss Wildbeeren
Ein Familienbetrieb mit klarer Spezialisierung, viel Risikobereitschaft und Durchhaltevermögen: Die Brüder Simon und Christoph Räss bauten in Benken (ZH) einen Bio-Wildbeerenbtrieb auf. Hier gedeihen auf 30 Hektaren die vielfältigsten Beerensorten. Auf 6 Hektaren wachsen pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Nebst den fachmännischen Kenntnissen, der Bemühung um Biodiversität und dem schonenden Einsatz der Ressourcen tragen sie viel Verantwortung für ihr Personal: Zur Hochsaison beschäftigen sie bis zu 100 Erntehelfern. «Gute Bedingungen sind für uns wichtig», in der eigenen Kantine gibt es mittags ein gutes Essen und zweimal täglich Kaffeepausen für die mehrheitlich polnischen Saisonarbeiter, für die sie auch Wohnungen bereitstellen. Auch einige fest angestellt Schweizer Mitarbeiter*innen sind bei Räss Wildbeeren tätig und ein Netzwerk aus tailändischen Frauen, die in der Region heimisch geworden sind. Alle im Einsatz für die gesunden Bio- und Superfood Beeren.
Heimische Bio-Beeren und Superfood
Jährlich warten verschiedene Highlights auf die Brüder Räss: Die Beeren-Saison beginnt mit den Erdbeeren mit frühen Sorten bereits Ende April. Durch die ausländischen Früchte und Beeren gibt es viel Konkurrenz auf dem Beerenmarkt. Wir sagen immer «Probiert auch beim Pflücken mal», die Qualität muss stimmen. Die Stammkunden machen den drei engagierten Beerenliebhabern Freude, die Bevölkerung vor Ort schätzt die lokale und saisonale Beerenpracht, die sich bereits rumgesprochen hat. Die Brüder sind mit Ihrem jungen Betrieb auch immer noch auf der Suche nach neuen Kunden und neuen Absatzmöglichkeiten. Die Superfood Beeren werden an Reformhäuser in der Umgebung geliefert, insbesondere die klassischen Tafelbeeren sind auch im Detailhandel im Bio-Segment zu finden. Und trotzdem wissen viele immer noch nicht, dass es Superfoodbeeren aus der Schweiz gibt. Von den Brüdern Räss aus dem Zürcher Weinland.
Redaktion: Maya Frommelt, Fotos: Maya Frommelt, zVg Wildbeeren Räss