Wild Foods fängt den veganen Lachs

17. Januar 2022

Die vegane Welle rollt. Immer mehr Menschen verzichten freiwillig auf tierische Produkte. Soja und Tofu sind bekannte Fleischersatzprodukte, doch wie sieht es bei Fisch aus? Das innovative Start-up aus dem Berner Oberland «Wild Foods» stellt aus geräucherten Bio-Rüebli «Lax» her. Design und Geschmack machen auch Carnivoren neugierig. Wir sprechen mit Juval Kürzi, Gründer der veganen Manufaktur Wild Foods.

Herr Kürzi, wie kam es zum «wilden Lachs» aus Schweizer Bio-Rüebli?

Aus Neugier! Selbst bin ich gelernter Grafiker und konnte hier in Frutigen BE in einer alten Tofu-Fabrik als Freelance-Grafiker arbeiten. Dort wird toller Bio-Tofu hergestellt, ich entdeckte Geräte zum Räuchern. Diese eröffneten auch für mich neue Möglichkeiten, selbst hatte ich nämlich bereits ein veganes Catering. Innovative, neue Sachen auszuprobieren und an Rezepturen zu tüfteln, begeistert mich. So kam ich auf die Idee, Karotten zu räuchern. Von der Optik sehen sie nämlich fast schon aus wie Lachs! So wird aus Gemüse ein Lax. Gemüse ist so vielseitig, wenn man kreativ in der Verarbeitung ist.

Während der Pandemie war es beruflich für mich schwierig: Die Catering- und auch Grafik-Aufträge wurden weniger, da ich viel für Festivals gemacht habe. Das wiederum gab mir die Zeit, mich intensiver mit dem Rüebli-Projekt zu beschäftigen. Neben der Rezeptur für den veganen Lachs erstellte ich auch die Designs, Verpackung und Website. So kam «Wild Foods» ins Leben.

Ihr Design kommt gut an. Was hat es mit Logo auf sich?

Der Elefant von Wild Foods hat eigentlich nichts mit Lachs zu tun. Dennoch habe ich ihn gewählt, weil der Elefant ein riesiges Tier ist, mit so viel Kraft und Stärke. Und er isst nur Pflanzen! Er ist weltweit der grösste Pflanzenfresser. Das hat mir gefallen und die Stosszähne durch Gabel und Messer sind ein kleines Spiel. Das Augenzwinkern von Wild Foods kommt so zum Ausdruck. Ich bin aber noch dabei herauszufinden, ob ich eventuell in Zukunft ein Re-Branding machen werde. We will see!

Die vegane Manufaktur im Video

Was waren die grössten Hürden und Milestones auf Ihrem Weg zum erfolgreichen Startup?

Ich war branchenfremd und es schlug viel mehr ein, als ich mir das je hätte vorstellen können. So richtig los ging es mit dem Vegan Festival in Zürich im Oktober 2020, wo ich erst nicht sicher war, ob ich überhaupt gehen sollte. Zum Glück haben wir dann aber die hohen Standgebühren in Kauf genommen. Dort wurden Food Scouts auf Wild Foods aufmerksam, wir kamen sogar im SRF zur Primetime.

Die Aufmerksamkeit war enorm, auch die grossen Detailhändler bekundeten Interesse. Alles musste schnell gehen, zusammen mit meinem guten Freund, der einen starken Business-Hintergrund hat und nun CFO ist, gründeten wir eine GmbH. Ich musste umgehend einen professionellen Produktionsort finden, brauchte eigene Öfen, Personal usw. Denn wir konnten nicht nur in kleine Bio-Länden liefern, sondern wurden bei Bio-Partner, Alnatura und Coop gelistet. Und die Nachfrage steigt ständig, auch auf Seite der Backwaren-Industrie. Der vegane Lachs kommt gut an, um Sandwiches oder Brezel zu verfeinern und das Take-Away Angebot zu erweitern.

Vermutlich noch im Q1 2022 ziehen wir um und wechseln den Produktionsstandort komplett. Dann gibt es noch mehr Platz, noch mehr Öfen und Raum für Neues… Wir bleiben im Kiental im Berner Oberland. Die Etablierung am Markt ist sicher eine grosse Nummer.

Ihr Produkt wurde mit dem Swiss Vegan Awards 2021 ausgezeichnet und beim Grand Prix Bio Suisse haben Sie den zweiten Platz. Was bedeuten Ihnen die Auszeichnungen?

Es spornt mich an, weiterzumachen und Konsumentinnen und Konsumenten zu zeigen, dass man bei einer pflanzenbasierten Ernährung auf nichts verzichten muss. Im Gegenteil, es ist superlecker! Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft noch stärker in Richtung einer pflanzenbasierten Ernährung denken und uns als Gesellschaft vermehrt dahin bewegen. Es freut mich, wenn unsere Produkte genau das bieten. Sie kommen aus einer nachhaltigen Produktion, enthalten nur wenige, natürliche Zutaten und bringen den Spass-Faktor auf den Teller zurück.

Unter Veganern ist die Lachsalternative aus Karotten beliebt. Wer sind die Zielkunden?

Der Rüebli-Lachs ist für jedermann und jede Frau! Es ist ja auch lustig. Aus einer Karotte wird plötzlich ein Lachs? Wie geht das denn? Leute zum Staunen zu bringen und sie mit einem Augenzwinkern für nachhaltige Produkte zu begeistern, macht mir Freude.

Woher stammen die Karotten?

Es sind Schweizer Bio-Rüebli, zum grössten Teil aus dem Seeland. Es handelt sich dabei um zweitklassige Ware – für uns aber wichtig, um Food Waste entgegenzuwirken. Aber auch wir haben Mindestanforderungen an eine bestimmte Grösse, damit die Weiterverarbeitung gut gelingen kann.

Es ist ein Risiko, nur ein Produkt im Sortiment zu haben. Planen Sie neue Produkte und wie gehen Sie dabei vor?

Es braucht immer Zeit, etwas Neues zu entwickeln. Im Jahr 2022 soll ein weiteres Produkt auf den Markt kommen. Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten: Geschmacksvariationen des Original-Produkts oder ein komplett neues Produkt. Wir sind dran, aber ich möchte noch nicht zu viel verraten. Nur so viel: Die Fans von Wild Foods dürfen sich freuen! Auch in Zukunft möchte ich vegane Produkte mit möglichst wenigen, natürlichen Zutaten aus biologischer Landwirtschaft herstellen, denn davon bin ich persönlich überzeugt.

Vegane Produkte erleben einen Boom. Wie differenzieren Sie sich vom kompletiven Markt?

Wir haben einen sehr nahen Bezug zum Produkt, bei uns ist es als Manufaktur wirklich auch Handgemacht», es sind also nicht nur Maschinen, sondern Menschen, die den Rüebli-Lax herstellen. Und das schmeckt man! Es ist lecker, aber genau dieses Handgemachte ist auch aufwändig, wir haben einen mehrtätigen Produktionszyklus (Scheiden, Räuchern, marinieren, verpacken). Das Start-up ist aus Leidenschaft zu gutem, nachhaltigem Essen entstanden und an der Freude am Produkt. Das sind unsere Wurzeln und Wild Foods steht für einzigartige, innovative Produkte.

Interview: Maya Frommelt mit Juval Kürzi
Bilder: Zvg Juval Kürzi und Luc kämpfen

Teilen